"TUSHURKA"

 

 

... ist die Tarnbezeichnung für die Bunkeranlage Wollenberg mit der installierten Troposphären-Funkzentrale 301 oder auch Berliner Station genannt. Sie gehörte zum strategischen Troposphären- Nachrichtensystem der Länder des Warschauer Vertrages während der Zeit des Kalten Krieges. Das System erstreckte sich aus den westlichen Gebieten der UdSSR bis hin zu den Grenzen zur NATO.

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Die Bunkeranlage Wollenberg wurde im Zeitraum von 1984 bis 1987 errichtet. Dazu wurde der Semmelberg, die höchste Erhebung im heutigen Kreis Märkisch Oderland, abgetragen, die Bunkerhülle errichtet und der Berg wieder aufgeschüttet. Geografisch liegt der Bunker nahe der Ortschaft Wollenberg, nur ca. 5 km westlich von Bad Freienwalde entfernt und zentral gelegen für die Sicherstellung des Ministeriums für Nationale Verteidigung, der Hauptführungsstelle der NVA in Harnekop und der Führungsstelle der Regierung in Prenden. Der Bunker war ausgefertigt in der Schutzklasse „D“, nahm drei von vier möglichen Troposphären- Funkgerätesätzen mit entsprechender Zusatztechnik auf. Damit stellte der Bunker einen modernen Nachrichtenknoten dar, dem im gedeckt vorbereiteten Nachrichtensystem der NVA die Bezeichnung „Stütznachrichtenzentrale 301“ zugeordnet wurde. Als solche war die Anlage damit im Sprachgebrauch ein zweites Mal verschleiert. Unter dieser Bezeichnung kannten sie militärische und postalische Schaltorgane ohne ihre wirkliche Funktion zu kennen.

 

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Die Bunkeranlage nahm eine Gesamtfläche von ca. 10 ha ein und wurde von einer Hochspannungssicherungsanlage umgeben. Die weithin sichtbare Antennenanlage, bestehend aus drei ca. 27m hohen Stahlgittermasten mit je zwei Arbeitsebenen, zeugte von ihrer Existenz, wurde aber der bereits am gleichen Ort installierten Richtfunkbetriebsstelle der Luftstreitkräfte/ Luftverteidigung zugeordnet. Diese galt als Tarnlegende.

 

Der Bunker mit seinen Grundmaßen von ca. 30 x 30m ohne die Nebenanlagen verfügt über zwei Geschosse. Das Obere nimmt die gesamte Nachrichtentechnik auf, das Untere, die so genannte Lebenserhaltungstechnik oder auch allgemeine Technik zum Betreiben eines Bunkers. Er verfügt über eine Notstromversorgung, bestehend aus drei Dieselgeneratoraggregaten, die ihn vom Landesnetz unabhängig macht.

 

Drei Arbeitsweisen des Bunkers sicherten den Betrieb der Technik durch das Personal. Eine der Arbeitsweisen war die Hermetisierung des Bunkers für den Fall der Verseuchung außerhalb infolge eines möglichen Kernschlages oder chemischer oder bakteriologischer Mittel.

 

Für den Fall der Zerstörung von Antennen- Mastsystemen war die Zuführung mobiler Antennensysteme geplant. Dafür lagen in den Mastfundamenten Reservezuführungen bereit.

 

Die zu den Troposphären- Funkgerätesätzen gehörende kanalbildende Technik gestatteten die Herstellung von 60 Standart-Nachrichtenkanälen je Richtung. Diese wurden aus der Bunkeranlage über andere Führungsmittel (Draht, Funk, Richtfunk z.B.) zu den entfernt liegenden Führungsstellen geschaltet. Mit der Anschaltung von Spezialnachrichtentechnik (Verschlüsselungstechnik) bei den Endstellen der Führungsstellen konnten die geheimen Informationen relativ abhörsicher übertragen werden. Die Anschaltung von mobilen Nachrichtenmitteln an den Bunker war vorbereitet.

 

Am 14.August 1990 wurde die Anlage außer Betrieb genommen und für die Übergabe an die Bundeswehr vorbereitet. Diese zeigte wenig Interesse und schloss den Standort im Jahre 1992. In der Folgezeit wurden Gebäude des Standortes als Asylbewerberheim, Katastrophenschutzlager und Gewerbegebiet bis 1999 genutzt. Der folgende Leerstand führte zu Plünderungen und Brandstiftungen.

Im Jahre 2002 wurde der Standort privatisiert. Interessierte gründeten den Verein „Militärhistorisches Sonderobjekt 301 e.V. Wollenberg", der die Bunkeranlage mit allen Nebengebäuden begehbar machte, so dass „TUSHURKA“ seit 2004 besichtigt werden kann. Die Anlage präsentiert sich mit dem Ausrüstungsstand von 1990. Ergänzend bietet der Verein weitere Ausstellungen von Kleinnachrichtentechnik, mobiler Nachrichtenmittel und allgemeine NVA- Ausrüstungsgegenstände. Ein Highlight stellt das Sende- und Empfangsfahrzeug eines mobilen Troposphären- Funkgerätesatzes dar, der erst im Februar 1990 in die NVA eingeführt wurde.

Seit 2005 ist die Anlage in die Liste der Denkmale des Landes Brandenburg eingetragen.

 

Besuchen Sie uns doch einmal. Gemeinsam blicken wir zurück in die Zeit der Konfrontation der Weltmächte und Ihrer Verbündeten. Die Zeit liegt erst reichlich zwanzig Jahre zurück. Authentisch und frei von jeglichen Vorurteilen informieren wir Sie gern zu weiteren Details.

Dazu können Sie bei uns auch die im Mai 2013 erschienene Broschüre „Das Troposphären- Nachrichtensystem „BARS“ und die Bunkeranlage Wollenberg“ mit ausführlicher Beschreibung erwerben. Im Handel ist die Broschüre unter der ISBN 978-3-932566-90-5 erhältlich.

 

 

Joachim Kampe

 

 
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